Kuhhandel oder Todesstoß: Gentechnisch veränderte Amflora-Kartoffel zugelassen! Kontaminationen werden legalisiert

(Berlin, 02. März 2010) Der Chemiekonzern BASF hat heute eine Zulassung für den kommerziellen Anbau der gentechnisch veränderten Stärkekartoffel "Amflora" bekommen. Damit ist die EU-Kommission dem langjährigen Drängen des Konzerns nachgekommen. Bemerkenswert ist besonders die Zulassung als Futter- und Lebensmittel. ... oder ist diese Entscheidung doch der Todesstoß für Amflora?

In der Pressemitteilung der Kommission heißt es : "Mit dem ersten Beschluss wird der Anbau von Amflora zu industriellen Zwecken genehmigt; der zweite betrifft die Verwendung der bei der Stärkegewinnung anfallenden Nebenerzeugnisse als Futtermittel."

"Kuhhandel ersten Ranges" ...

Dahinter verbirgt sich nach Einschätzung von Christof Potthof, Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerkes, ein „Kuhhandel ersten Ranges‟. Während die BASF fortwährend beteuert, eine "Nutzung als Lebensmittel‟ sei nicht vorgesehen, hat sie eine „Kontaminations-Versicherung mit der EU-Kommission abgeschlossen". Bis zu einem Grenzwert von 0,9 Prozent darf die transgene Kartoffel auch in Futter- und Lebensmitteln vorkommen. "Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass die BASF selbst nicht an die eigenen Koexistenz-Szenarien mit anderen, konventionellen oder ökologischen Produktionsweisen glaubt", so Potthof weiter.

... oder der Todesstoß für Amflora?

Schaut man in die Detailregelungen der Vereinbarung, dann wird schnell deutlich, warum dies so ist: Im typischen Brüssel-Sprech macht die EU-Kommission deutlich, wie der Beschluss mögliche Kontaminationen nicht gentechnisch veränderter Ware verhindern soll: Dieser enthalte, so steht es in der Pressemitteilung aus Brüssel, "strenge Vorgaben für den Anbau, damit nach der Ernte keine genetisch veränderten Kartoffeln auf dem Acker liegen bleiben und damit sich die Amflorasamen nicht in der Umgebung ausbreiten." Dazu nochmals Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk: "Die Koexistenz-Regeln der Europäischen Kommission sind nicht von dieser Welt - total plemmplemm! Andererseits: Vielleicht sollten wir uns glücklich schätzen? Da die Vertragspartner der BASF es nie im Leben werden gewährleisten können, dass ‚nach der Ernte keine genetisch veränderten Kartoffeln auf dem Acker liegen bleiben‘ können wir uns beruhigt zurücklehnen. Das ist der Todesstoß für den BASF-Traum - ausgeführt von der EU-Kommission."
Einen Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffel wird es nach den bisherigen Planungen auch in Deutschland geben. Im mecklenburgischen Zepkow soll weiter, das heißt wie bereits in den vergangenen Jahren, Amflora angebaut werden. Bisher war dieser Anbau als "Freisetzungsversuch" getarnt. Aus einem entsprechenden Hintergrundpapier der EU-Kommission: "The company BASF plans the commercial cultivation in Czech Republic and Germany for this year (the planting season starts in April). For the coming years, the company indicated that it had already an agreement for the additional commercial cultivation in The Netherlands and Sweden."
Pressekontakt: Christof Potthof, mobil: 0163 - 2606 359

Pressemitteilung der Europäischen Kommission "Die Kommission will vorschlagen, dass die Mitgliedstaaten künftig selbst über den Anbau genetisch veränderter Organismen (GVO) entscheiden können, und billigt fünf GVO-Beschlüsse" (IP/10/ 222 - Brüssel, 2. März 2010, hier)
Hintergrundpapier der Europäischen Kommission (im Moment nur in englischer Sprache verfügbar) ("Questions and Answers on Genetically Modified Organisms (GMO's)", MEMO/10/58 - Brüssel, 2. März 2010, hier)

Mehr Informationen

Auch bei Amflora gibt es gute Gründe, den Anbau zu verbieten! Hier öffnen.
Seite zuletzt geändert am 8. März 2010.

2. März 2010

Bedenken auch von offizieller Seite

Bei Amflora ist ein wichtiges Argument gegen eine Anbau-Zulassung, dass es ein so genanntes Antibiotikaresistenz-Markergen trägt. Die EU, z.B. deren Medikamentenbehörde EMEA in London, aber zum Beispiel auch die Weltgesundheitsorganisation WHO haben in der Vergangenheit klare Statements gegen die Verwendung dieser Methode in gentechnisch veränderten Pflanzen veröffentlicht. Außerdem: Die Tests auf Umweltverträglichkeit entsprechen nicht den notwendigen Standards. Dort heißt es zum Beispiel, dass es „keine erhöhte Anfälligkeit oder Resistenz für Schädlinge und Krankheiten gibt, und auch keine Veränderung in der Empfindlichkeit gegenüber einer Anzahl von Kartoffelviren” - was diesen Versuch als Überprüfung von Sorteneigenschaften outet - für die Abschätzung eines Risikos für die Umwelt ist das praktisch ohne Belang.