Einflussreiche Verbindungen

Manipulationen der Biotech-Industrie und deren Verbündung mit der Politik spielen eine durchaus entscheidende Rolle für den zunehmenden Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen in den USA. Konzerne nehmen Einfluss auf Politik, Wissenschaft und Medien. Es entstehen politische Rahmenbedingungen, die eine Etablierung der transgenen Sorten erheblich fördern.

Seitdem die erste gentechnisch veränderte (gv) Pflanze zum kommerziellen Anbau und für die Vermarktung zugelassen wurde, ist viel geschehen. Einem Bericht des International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA) zufolge wurden im Jahre 2003 weltweit auf etwa 67 Millionen Hektar transgene Pflanzen angebaut - mit steigender Tendenz.(1) Der überwiegende Anteil der Anbauflächen liegt mit etwa 95 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent. Dabei sind die USA das Land, von dem die Verbreitung der Technologie startete und in dem sie sich am stärksten etablieren konnte. Für die dort vorliegende breite Akzeptanz der transgenen Pflanzen gibt es verschiedene - direkte und indirekte - Gründe. Die ökonomische Betrachtung auf landwirtschaftlicher Ebene bringt erst einmal ein durchaus ernüchterndes Ergebnis. Nach Auswertung zahlreicher Studien zeigt sich, dass der Anbau der gentechnisch veränderten Sorten, von Ausnahmen abgesehen, insgesamt nicht positiv auf Ertrag und Gewinn wirkt. Als Begründung für den dennoch umfangreichen Einsatz werden produktionstechnische Vorteile angeführt. Dieser Nutzen, der sich im Wesentlichen auf den Pflanzenschutz bezieht, scheint aber zahlreichen Studien zufolge bereits am Schwinden zu sein. In Anbetracht des potentiellen Risikos, das mit der Agrogentechnik verbunden ist, können diese offiziell angeführten direkten Argumente nicht die ganze Wahrheit sein.

Aggressive Vorgehensweise

Ansetzen soll die Recherche bei der Industrie, welche schließlich der Initiator der Agrogentechnik ist. Dass die Konzerne ihre Produkte vermarkten wollen, ist selbstverständlich, doch ist die Vorgehensweise äußerst aggressiv, wie die folgenden Erläuterungen zeigen werden. Die Konzerne glaubten noch 1999, mit ihrer Überschwemmungsstrategie (2) konventionelles Saatgut innerhalb von fünf Jahren fast vollständig verdrängen zu können. Mit dem Ziel, dieses Vorhaben umzusetzen, übernahmen die Biotech-Konzerne dann etwa 23 Prozent aller Saatgutfirmen der Welt. An vorderster Spitze war bei diesen Übernahmen der Konzern Monsanto, der heute die führende Stellung bei den kommerzialisierten gv-Sorten einnimmt. Werbesprüche, wie der folgende von Monsanto, sollen dabei Bedenken aus der Welt schaffen. Sie verdeutlichen gleichzeitig die Einstellung der Industrie: "Sie sehen also, es gibt wirklich keinen großen Unterschied zwischen der Nahrung, die Mutter Natur hergestellt, und der vom Menschen gemachten. Künstlich ist nur die Grenze, die zwischen ihnen gezogen wird." Der Landwirtschaft hingegen wird versprochen, mit geringem Aufwand mehr produzieren zu können. Das von der Industrie in diesem Zusammenhang häufig angeführte Argument des Welthungers, der mit Hilfe der Gentechnik leichter zu bekämpfen ist, beruht nicht auf Wissenschaft sondern auf Propaganda. Es wird dabei ganz gezielt als Werbeslogan eingesetzt, um die Bevölkerung von der Technologie zu überzeugen. Zusätzlich bedient man sich auch anderer Verkaufsstrategien. So werden zum Beispiel Saatgut und Pestizide im Paket angeboten, wobei die Preise für die Herbizide zunächst gesenkt wurden, um den höheren Preis für das gv-Saatgut zu kompensieren. Um den Absatz ihrer Produkte voranzutreiben setzen die Konzerne aber nicht nur auf marktwirtschaftliche Instrumente, sondern versuchen auf allen Ebenen, wie Politik, Wissenschaft und Medien, Einfluss zu nehmen. Dabei ist ,Einflussnahme' wirklich harmlos ausgedrückt, denn diese geht teilweise in Korruptionen über. Dieses Vorgehen dient hauptsächlich dem Vertuschen von Risiken und der damit verbundenen Zulassung der entsprechenden Produkte. Die Beeinflussung findet durch verschiedene Methoden statt, auf welche im Folgenden eingegangen werden soll.

Methoden der Einflussnahme

Zum einen werden die üblichen Maßnahmen eingesetzt, wie große Wahlkampfspenden, Lobbyarbeit (unter anderem über die US-amerikanische Biotechnology Industrie Organisation) und riesige Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit, um die Verbraucher von gentechnisch veränderter Nahrung zu überzeugen. Wichtiger aber noch sind die engen Verbindungen zur Politik, die zum Beispiel über den strategischen Jobwechsel zahlreicher Personen zwischen Biotech-Industrie und der Regierung zum Ausdruck kommen. So ernannte US-Präsident George W. Bush im Jahre 2001 beispielsweise eine leitende Angestellte von Monsanto zur Vize-Direktorin der staatlichen Umweltschutzbehörde (EPA). Wie auch verschiedene Geschehnisse aus anderen Bereichen zeigen, verbünden sich die Konzerne mit politischen Entscheidungsträgern und der Regierung, um Einfluss zu bekommen. Das wiederum geschieht über unterschiedliche Wege, zum Teil über den schon beschriebenen personellen Einfluss, aber auch über finanzielle Zuwendungen oder über formelle Anträge auf Änderung der Vorschriften. Monsanto hat schon in der Vergangenheit Produkte auf den Markt gebracht, die sich später als äußerst schädlich für den Menschen herausstellten. Dementsprechend hat das Unternehmen bereits verschiedene Verurteilungen hinter sich. Es ist zu vermuten, dass der Konzern im Falle gentechnisch veränderter Pflanzen und Lebensmittel offensiv an die Angelegenheit gehen wollte, um sich abzusichern. Man wollte Unterstützung auf den höchsten politischen Ebenen der USA und so eine positive Einstellung zur Agrogentechnik schaffen. Über die bereits angesprochenen Verbindungen kam diese auch zustande und damit verbunden auch Einfluss auf alle entscheidenden Behörden. Henry Miller, der für den Bereich Biotechnologie bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) zuständig war, bemerkte dazu: "Die Regierungsbehörden der USA haben genau das getan, was die Agrarkonzerne von ihnen wollten und ihnen vorschrieben."

Freibrief durch die Regierung

Die US-Regierung verkündete schon 1992, der Biotech-Industrie keine Hindernisse durch Sonderregelungen in den Weg zu stellen und die entsprechenden Nahrungsmittel genau wie konventionelle Produkte zu behandeln. Das wiederum bedeutet, keine Sicherheitstests oder Kennzeichnung zu verlangen. Damit hatte die Industrie ihren Freibrief durch die Regierung. Um die Entwicklung der Biotechnologie in den USA zu fördern, ging man sogar soweit zu behaupten, es gebe keine kritischen Meinungen innerhalb der Behörden oder Bedenken von Seiten der Experten. Weil die Verantwortlichen eindeutig die Interessen der Industrie vertraten, wurden die Meinungen der Wissenschaftler zum Teil einfach aus politischen Stellungnahmen gestrichen. Stattdessen beteuerte man immer wieder, es gebe keine Unterschiede zwischen konventionellen und gentechnisch veränderten Produkten. Damit verfolgte die FDA klar die Interessen des Weißen Hauses. Aber auch mit Initiativen aus der Bevölkerung, welche sich für ein Kennzeichnungsgesetz einsetzen und damit die Expansion der Agrogentechnik behindern könnten, wusste die Industrie umzugehen. So wurde beispielsweise der Erlass eines entsprechenden Gesetzes im Bundesstaat Oregon durch spezielle Gegenkampagnen verhindert.

Forscher unter Druck

Wie schon angedeutet, bleibt auch die Wissenschaft nicht unberührt vom Vorgehen der Konzerne. Dabei geht es nicht nur um die bereits erwähnte finanzielle Abhängigkeit der Wissenschaftler und Forschungsanstalten, sondern es kommen durchaus wesentlich unseriösere Maßnahmen zum Einsatz, wie das folgende Beispiel des Wissenschaftlers Ignacío Chapela zeigt. Chapela ist der Wissenschaftler, der zusammen mit David Quist eine Verunreinigung von Mais in Mexiko entdeckte.(3) Es wurde über verschiedene Wege versucht, den Forscher einzuschüchtern sowie unter Druck zu setzen, um eine Veröffentlichung der kritischen Ergebnisse zu verhindern. Als dies nicht gelang und die Studie im angesehenen Wissenschaftsjournal Nature erschien, versuchte man ihn im Nachhinein unglaubwürdig zu machen. Monsanto hat über die für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Firma Bivings Group, beziehungsweise verschiedene Internet-Pseudopersonen, e-Mails an zahlreiche Wissenschaftler verschickt, um darin Chapela sowie die erschienene Studie anzugreifen. Forscher wie Chapela oder der in Großbritannien lebende Arpad Pusztai, die kritische Ergebnisse veröffentlichen, müssen nicht nur mit solchen Angriffen rechnen, sondern auch mit der Folge leben, dass ihre Karriere als Wissenschaftler gehindert oder beendet ist. In einem anderen Fall ging es um ein gentechnisch verändertes Rinderwachstumshormon, das ebenfalls von Monsanto hergestellt wird. Drei unabhängige Wissenschaftler fanden bei ihren Untersuchungen Ergebnisse, die eine Zulassung gefährdet hätten. Als sie die Resultate ihrer Analysen in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlichen wollten, gelang es dem Konzern, dies für drei Jahre, bis die Zulassung bestätigt war, zu verhindern.

Medien: Kritische Beiträge boykottiert

Damit soll zu den Medien übergegangen werden, die vor allem in den USA das Ziel intensiver Pro-Biotech-Kampagnen der Industrie waren. Die großen Konzerne beeinflussen Fernsehen und Presse und setzen sie, falls nötig, auch unter Druck. Einerseits erhalten die Monsanto-Mitarbeiter vor Fernsehauftritten Medienschulungen und andererseits wird versucht, jede Art von kritischer Berichterstattung abzuwenden. Um darzustellen, wie dies geschehen kann, soll noch einmal das Thema des gentechnisch veränderten Rinderwachstumshormons aufgegriffen werden. Eine äußerst informative Reportage eines angesehenen Reporterpaares, welches für den Sender Fox arbeitete, beschäftigte sich genau mit dieser Angelegenheit. Auf Androhungen von Monsanto hin strebte der Sender an, die Ausstrahlung zurückziehen. Als sich das Reporterpaar aber nicht mit Geld zum Schweigen verpflichten ließ, änderte man die Strategie. Der Bericht wurde überarbeitet und entsprach dennoch nicht den Vorstellungen des Senders beziehungsweise des Biotech-Konzerns. Schließlich wurden die Journalisten gekündigt und später eine andere Dokumentation gesendet. Diese enthielt dann Aussagen von Firmenvertretern und entsprach den Vorstellungen des Anzeigenkunden sowie potentiellen Prozessgegners. Nach einem Rechtsstreit waren letztlich die Reporter die Angeklagten. Ähnlich lief es diesbezüglich auch in anderen Medien. Kritische Beiträge, wie die des Mediziners Samuel S. Epstein, zum gleichen Thema wurden systematisch boykottiert. Auch wenn sich diese Beispiele nicht direkt auf transgene Pflanzen beziehen, verdeutlichen sie die durchaus vergleichbare Situation sehr gut. Wie umfassend die Einflussnahme der Industrie ist, zeigt ebenfalls die Gegebenheit, dass der Druck eines Buches, welches auf die Gefahren der Agrogentechnik hinweist, 1998 gestoppt wurde, weil der Verleger Drohbriefe von Monsantos Rechtsabteilung erhielt.

Keine Sicherheitstests

Erwähnenswert ist auch, dass die Industrie teure Spezialisten einsetzt um Anti-GVO-Aktivitäten zu überwachen. Dabei werden die entsprechenden Gruppen und ihre Mitglieder im Blick behalten. Auf diese Weise wird versucht die Veröffentlichung von kritischen Studien zu verhindern. Kritiker, welche sich trotz alledem Gehör verschaffen konnten, sind es, die erreicht haben, dass die von der Biotech-Industrie anfangs geplante Expansion zumindest gebremst wurde. Aus der beschriebenen Einflussnahme der Konzerne resultieren in den USA wiederum politische Rahmenbedingungen, welche die junge Biotech-Industrie fördern und schützen. Obwohl von verschiedenen Spezialisten bestätigt wird, dass die Sicherheit gentechnisch veränderter Lebensmittel keinesfalls wissenschaftlich gerechtfertigt ist, gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika keine Sicherheitstests. Da diese Untersuchungen nicht verlangt werden, fanden die Zulassungsverfahren transgener Pflanzen größtenteils statt, ohne dass es objektive wissenschaftliche Beurteilungen dieser gab. Selbst bekannte negative Effekte werden gezielt ausgeschlossen und bleiben unberücksichtigt. Bei der Betrachtung des Zulassungsverfahrens, von dem schon mehrfach erwähnten und 1994 zugelassenen Rinderwachstumshormon, kommen Vorgänge zum Vorschein, die schon in kriminelle Machenschaften übergehen. Dabei werden Forschungsergebnisse unterschlagen und trotz vieler offener Fragen bezüglich des Gesundheitsrisikos für Mensch und Tier, wurde das Hormon zugelassen - sogar ohne die sonst üblichen Tests für Arzneimittel. Nun wieder zu den gentechnisch veränderten Pflanzen. Der Einsatz des Totalherbizides Roundup ist mit dem Anbau herbizidresistenter Sorten enorm gestiegen. Um den Verkauf dieser Sorten aber zu fördern, wurde beispielsweise der zulässige Grenzwert für Rückstände von Glyphosat, dem Wirkstoff von Roundup, in Sojabohnen um das dreifache erhöht. Dagegen fühlt sich für das Bt-Toxin der gentechnisch veränderten insektenresistenten Sorten, zum Beispiel Kartoffeln, wiederum niemand wirklich verantwortlich. Eigentlich müsste es nach US-amerikanischem Gesetz als Nahrungszusatz gekennzeichnet werden. Doch die Gesundheitsbehörde sieht es als Pestizid und die Umweltbehörde als Teil des Nahrungsmittels. Damit haben die Anmelder entsprechender Sorten legale Schlupflöcher. Die EPA-Toxikologin Suzanne Wuerthele sagte dazu einmal folgendes: "Im Kern geht es meiner Ansicht nach darum, dass wir mit der mächtigsten Technologie konfrontiert sind, die es je in der Welt gab, und dass wir sie im Eiltempo anwenden, fast ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden." Aber nicht nur in den USA sind diese politischen Verstrickungen zu beobachten. So wurden beispielsweise auch in Großbritannien 1996 die ersten transgenen Sorten unter dem Mantel der Geheimhaltung zugelassen. Das war noch bevor die EU ihr Zulassungsmoratorium erließ und ge-schah, obwohl erst zwei Jahre später erste Ergebnisse aus gründlichen Fütterungsversuchen mit gv-Nahrungsmitteln vorlagen.

Kaum Bedenken bei den Landwirten

Nun sind die politischen Rahmenbedingungen ein sehr ausschlaggebender Faktor für die Etablierung der transgenen Sorten, doch liegt die Entscheidung letztlich bei den Landwirten. Zum einen wird die Akzeptanz der Agrogentechnik durch die Tatsache begünstigt, dass der inländische Markt aufgrund der Gegebenheiten kaum GVO-freie Ware fordert. Auf der anderer Seite gibt es bei aller Faszination für die neue Technologie scheinbar kaum Bedenken bei den Landwirten bezüglich der Risiken, die mit ihrer Verwendung in Verbindung stehen. So ist die marktwirtschaftliche Situation, aber auch die Stimmung bei den Landwirten, in den USA ganz anders als in Europa. Die in Europa vorhandene Skepsis wird in den USA als unwissenschaftlicher Antiamerikanismus abgetan. Warum amerikanische Verbraucher und Landwirte wenig Zweifel an der neuen Technologie haben, lässt sich nach den vorangegangenen Erläuterungen schon erahnen. Das geschilderte Einwirken der Industrie auf Politik, Wissenschaft und Medien blieb nicht erfolglos. Einerseits werden kaum objektive wissenschaftliche Untersuchungen veröffentlicht, welche der Agrogentechnik schaden könnten. Andererseits gibt es in den Medien der USA einen chronischen Mangel an kritischer Berichterstattung. Die US-Medien berichten äußerst wenig über Kontroversen im Zusammenhang mit GVO, vor allem was die Gesundheitsrisiken angeht. Eine Studie aus dem Jahr 2002 bestätigt die einseitige Berichterstattung. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 13 der größten Zeitungen und Magazine in den USA beinahe jede Kritik an gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und Pflanzen von ihren Meinungsseiten verbannt haben.(4) Gleichwohl betrifft dies nicht nur die allgemeine Presse, sondern auch die landwirtschaftlichen Fachblätter, die sich nach umfangreicher Recherche und nach Abschätzung der Autorin ebenso dürftig mit dieser Thematik auseinander setzen. Einzelne Veröffentlichungen, deuten ebenfalls an, dass wenig objektive Information für Landwirte verfügbar ist.(5) Nach einer Umfrage in Wisconsin, war Informationsmangel zur Biotechnologie einer der Hauptgründe für die Landwirte, den Einsatz transgener Sorten abzulehnen.(6) An dieser Stelle sollen auch die landwirtschaftlichen Verbände erwähnt werden, die durchaus zur Meinungsbildung der Landwirte beitragen können. Verschiedene Stellungnahmen zu diesem Thema zeigen, dass die Standpunkte mittlerweile auseinander gehen, die Landwirte aber auch von dieser Seite wenig konkrete Ratschläge erhalten. Andere von der Industrie unterstützte Vereinigungen, wie die American Soybean Association, sprechen sich dagegen eindeutig zugunsten der gentechnisch veränderten Sorten aus. Diese Situation führt dazu, dass bei den Landwirten kaum Bedenken aufkommen können. Des Weiteren ist nicht zu erwarten, dass die Mehrheit der Landwirte die Risiken selbst einschätzen kann, um die Produkte kritisch zu beurteilen. Schließlich werden die wenigsten entsprechende Vorkenntnisse haben, um die Methoden der Biotechnologie vollständig zu durchschauen. Dazu ist vielleicht erwähnenswert, dass Umfrageergebnissen zufolge nur gut ein Drittel der Landwirte nach der Schule überhaupt eine Ausbildung absolviert hat. Je nach Bundesstaat haben dann 9 bis 17 Prozent der Betriebsleiter einen höheren Bildungsabschluss, welcher mit Meister, Diplomingenieur oder ähnlichem vergleichbar ist.(7) All dies trägt vermutlich dazu bei, dass die Landwirte von der Werbung der Konzerne überzeugt werden und sich für die transgenen Sorten entscheiden.

Den Nutzen hat die Industrie

Selbst Wissenschaftler, welche die neue Technologie keinesfalls verurteilen wollen, raten zur Vorsicht. In Anbetracht des potentiellen Gesundheitsrisikos für Verbraucher und der Tatsache, dass die Landwirte keine finanziellen Vorteile haben, nützen die gentechnisch veränderten Pflanzen wohl hauptsächlich der entsprechenden Industrie.(8) Die von Befürwortern, Regierung und Industrie oft angeführte Rechtfertigung, GVO seien notwendig, um den Welthunger zu bekämpfen, ist ebenfalls nicht tragbar. So formieren sich mittlerweile auch in den USA Gentechnik-kritische Organisationen und versuchen unter anderem eine Kennzeichnungspflicht zu erreichen.(9) Der Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen hat für die USA schon einen erheblichen Verlust von Marktanteilen, vor allem beim Export, herbeigeführt und für fallende Erzeugerpreise gesorgt. Die Überschüsse gehen nun als Nahrungsmittelhilfe an verschiedene Entwicklungsländer und werden selbst als solche teilweise nicht angenommen. So trifft transgener Weizen mittlerweile in den USA ebenfalls auf Ablehnung und Monsanto hat die geplante Markteinführung verschoben. Diese Fakten lassen hoffen, dass auch die US-amerikanische Regierung ihre Einstellung zu diesem Thema irgendwann ändert und vorhandener Widerstand gegen die derzeitige Situation nicht vergebens ist.

Die wörtlichen Zitate aus: Smith, J. M. (2004): Trojanische Saaten. GenManipulierte Nahrung ­ GenManipulierter Mensch. 1. Auflage, Riemann Verlag, München.

Fußnoten

  1. James, C.: Preview ­ Global Status of Commercialized Transgenic Crops: 2003. Im Internet unter: www.isaaa.org/kc/Publications/pdfs/isaaabriefs/Briefs%2030.pdf (Zugriff am: 03.08.2005)
  2. "Die Industrie hofft darauf, dass der Markt im Laufe der Zeit so überschwemmt wird, dass man nichts mehr dagegen tun kann. Man findet sich einfach damit ab." In: Laidlaw, S.: StarLink Fallout Could Cost Billions. The Toronto Star. 9. Januar 2001 zitiert in Smith, J. M. (2004): Trojanische Saaten. GenManipulierte Nahrung ­ GenManipulierter Mensch. 1. Auflage. Riemann Verlag, München.
  3. Siehe zum Beispiel: Interview mit Ignacio Chapela - "Ich werde versuchen, so weiter zu arbeiten..."; Gen-ethischer Informationsdienst GID, Nr. 165, Aug./Sept. 2004; im Internet unter: www.gen-ethisches-netzwerk.de/GID165_chapela (Zugriff am: 03.08.2005).
  4. Parker, N. (2002): Biotech Bias on the Editorial and Opinion Pages of Major United States Newspapers and News Magazines. Food First/Institute for Food and Development Policy. Im Internet unter: www.foodfirst.org/media/press/2002/ biotechbiasreport.pdf und www.organicconsumers.org/corp/usnewsbias043002.cfm (Zugriff am: 03.08.2005)
  5. American Corn Growers Association (Hrsg.): Corn Growers Complete Survey on Farmer Planting Intentions for Upcoming Growing Season. Im Internet unter: www.biotech-info.net/complete_survey.html (Zugriff am: 03.08.2005)
  6. Chen, L.: Update on the Adoption and De-Adoption of GMO Crop Varieties in Wisconsin. University of Wisconsin, Madison. Department of Agronomy. Wisconsin Farm Research Summary. No. 6, August, 2001. PATS. Im Internet unter: www.pats.wisc.edu/pdf%20documents/researchsummary6-3.pdf (Zugriff am: 03.08.2005)
  7. Anonymous: Summary Reports. University of Wisconsin, Madison. PATS. (1) 2003 Nebraska Corn Producers Poll/ (2) 2004 Wisconsin Corn Producers Poll./ (3) Minnesota Corn Producers Poll.
  8. Duffy, M.: Who Benefits from Biotechnology?. Iowa State University. Paper presented at American Seed Trade Association meeting, December 5-7, 2001, Chicago, IL. Im Internet unter: www.econ.iastate.edu/faculty/duffy/Pages/biotechpaper.pdf (Zugriff am: 03.08.2005)
  9. Brillinger, R.: Summary of Anti-GMO Grassroots Organizing in the United States. Califonians for GE-Free Agriculture. Paper zur Tagung der gentechnikfreien Regionen und gentechnikfrei arbeitenden Landwirte ­ "Innovation: gentechnikfrei, Wir wachsen natürlich." 6. und 7. November 2004, Magdeburg. Und: The GE Free Vermont Campaign (Hrsg.): Building strong communities who support a healthy future. Im Internet unter: www.gefreevt.org (Zugriff am: 03.08.2005)
GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
171
vom August 2005
Seite 24 - 28

Katja Richardt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel. Der hier vorliegende Text ist eine überarbeitete Version der weiterführenden Diskussion der Ergebnisse ihrer Diplomarbeit. Der Titel ihrer im Fachbereich ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel erstellten Diplomarbeit lautet: "Die Entwicklung der Agrogentechnik weltweit unter besonderer Berücksichtigung des Diskurses in den USA".

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