Rezension

Mehr als Selbstbestimmung!

Der vierte Band des queerfeministischen Kollektivs Kitchen Politics führt in die reproduktive Gerechtigkeit (Reproductive Justice) als analytisches Konzept ein, lotet sie als Rahmen für politische Allianzen aus und versteht sie gleichzeitig als dringliche politische Forderung. Im Grundlagentext thematisiert Loretta J. Ross, Mitbegründerin des Konzepts, die Entstehungskontexte und formuliert Kriterien für eine Bezugnahme auf das Konzept als Rahmen für intersektionale Kämpfe. Es folgt eine vielfältige Auswahl an Texten, die das Konzept analysieren, seine Potentiale ausloten und aufschlussreiche Einblicke geben in Erfahrungen von queeren Menschen sowie von Rassismus, Ableismus und / oder Klassismus betroffenen Personen. Der Band ist voll von Informationen und spannenden Denkanstößen. Praxisbezüge werden immer wieder hergestellt, gleichzeitig bleiben einige Texte recht voraussetzungsvoll. Kitchen Politics erkennt selbst an, dass die Auseinandersetzung mit reproduktiver Gerechtigkeit in Deutschland noch am Anfang steht und es weitere Schritte braucht, damit sie als transparentes und verständliches Konzept in der Praxis nutzbar wird. Dieser Band ist ein wichtiger Beitrag für die Realisierung dieser großen und radikalen Pläne.

➤ Kitchen Politics (Hg.) (2021): Mehr als Selbstbestimmung! Kämpfe für reproduktive Gerechtigkeit. Münster: edition assemblage, 144 Seiten, 9,80 Euro, ISBN: 9783960421108.

 

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
258
vom August 2021
Seite 37 - 38

Taleo Stüwe ist Mediziner*in und Mitarbeiter*in des GeN.

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