Rezension: Gefährliche Daten

In Zeiten, in denen wir uns an das alltägliche Absaugen persönlichster Daten durch eine Vielzahl an Firmen gewöhnt haben, braucht es manchmal extreme Schreckensszenarien,  um sich die Wichtigkeit von Datenschutz vor Augen zu halten. Vor allem, wenn es um so ein abstrakt erscheinendes Thema wie genetische Daten geht.
Ein solches konkretes Szenario bietet der Krimiautor Michael Connelly, indem er den investigativen Journalist Jack McEvoy auf die Suche nach einem Mörder schickt, der mehrere Frauen scheinbar wahllos brutal umbringt. Der Journalist stößt auf das Unternehmen GT23, das Direct-to-Consumer (DtC)-Gentests an Menschen vermarktet, die mehr über ihre „Abstammung“ erfahren wollen. Ähnlich wie reale Gentesthersteller verdient die Firma ihr Geld vor allem damit, die gesammelten DNA-Daten weiter zu verkaufen. Die ahnungslosen Kund*innen verlieren die Kontrolle darüber, was genau mit ihren sensiblen Informationen passiert und wie sie geschützt werden.
Der Autor schafft es packend die mangelnde Kontrolle des DtC-Gentestmarktes in den USA zu thematisieren sowie die Gefahr die droht, wenn Genvarianten zur Bewertungsgrundlage für Menschen werden. Ein einziger Vorwurf wäre, dass die Korrelation von Genetik und Verhalten kausaler dargestellt wird als sie ist. Dies ändert nichts daran, dass der Roman eine äußerst unterhaltsame Urlaubslektüre ist.

➤ Connelly, M. (2022): Tödliches Muster: Ein neuer Fall für Jack McEvoy. Kampa Verlag, 480 Seiten. 21,90 Euro. ISBN: 978-3311125549.

 

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
262
vom August 2022
Seite 37 - 38

Isabelle Bartram ist Molekularbiologin und Mitarbeiterin des GeN. Außerdem ist sie Teil der Forschungsgruppe “Human Diversity in the New Life Sciences: Social and Scientific Effects of Biological Differentiations” (SoSciBio) an der Universität Freiburg.

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