Die Bananenschleife

Ein Pilz bedroht mal wieder die weltweite Bananenproduktion

Der globale Bananenanbau steht wieder einmal vor dramatischen Ernteausfällen. Ursache ist ein Pilz, der gestern wie heute unbesiegbar scheint. Die Suche nach resistenten Bananensorten mit und ohne Gentechnik läuft. Die langfristige Lösung ist eine andere: mehr Vielfalt!

Bananen im Supermarkt

Bananen im Supermarkt sind fast ausschließlich von der Sorte Cavendish.

Es wird mal wieder das Ende der Banane beschworen. Schon in den 50er-Jahren richtete ein Pilz in den weltweiten Bananenplantagen große Schäden an. Der Wechsel zu der resistenten Bananensorte „Cavendish“ war für einige Jahrzehnte die Lösung gegen den Schädling. Der Pilz ruhte jedoch nicht und entwickelte sich weiter. Seit den Neunzigern befällt ein neuer Stamm des Pilzes wieder Bananenpflanzen in Südostasien, dem Nahen Osten und anderen Regionen – wieder mit schweren Folgen. Nach einigen Jahren medialer Ruhe um das Thema ist es seit diesem Sommer wieder hoch aktuell.(1) Denn der „neue“ Pilz wurde erstmals in Mittelamerika nachgewiesen und hat damit den Sprung über den Ozean vollbracht. Die Befürchtung ist groß, dass der Pilz sich nun auf dem amerikanischen Kontinent ausbreitet und die dortige Bananenproduktion bedroht. Und wie es so häufig ist: Wo ein landwirtschaftliches Problem ist, da ist das Lösungsversprechen Gentechnik nicht weit – heute wie gestern. Ein Blick auf die Geschichte des Bananenpilzes und auf andere Lösungsansätze ist sinnvoll um diese Versprechen einordnen zu können.

Der unfassbare Pilz

Panamaseuche wird die gefürchtete Bananenkrankheit genannt, die durch Schlauchpilze der Gattung Fusarium ausgelöst wird.(2) Fusarium oxysporum f.sp. cubense (Foc) heißt der Pilz mit ganzem Namen und kommt in vier verschiedenen Ausprägungen (Tropical Race 1-4) vor. Race 1 befiel erstmals 1890 Bananenplantagen in Panama und Costa Rica, woher der Name Panamaseuche stammt. Seitdem bewegt sich der Pilz durch menschliche Aktivitäten über den Globus und verändert sich. Bei einem Befall verwelkt die Pflanze und stirbt. Der Pilz verbleibt über Jahrzehnte im Boden und ist sehr leicht übertragbar. Es gibt kein chemisches Mittel, kein Fungizid welches gegen den Pilz hilft, sobald er einmal im Boden ist. Die wichtigste Maßnahme ist daher Vorsorge und ein konsequentes Vorgehen, wenn ein Befall gemeldet wird.

Folgen für Mittelamerika

Im Juli 2019 kam die Bestätigung, dass der Pilz Tropical Race 4 (TR4) auf Bananenplantagen im Norden von Kolumbien nachgewiesen wurde. Für Kolumbien und große Teile Mittelamerikas eine besorgniserregende Meldung, denn Bananen sind für den Raum ein sehr wichtiges Exportgut. 80 Prozent der weltweit verschifften Bananen kommen aus den mittelamerikanischen Ländern.

Einheitlichkeit auf allen Ebenen

Bananen werden in Südamerika wie in anderen Regionen auch häufig in Monokulturen angebaut – eine Tatsache, die der Ausbreitung des Pilzes zugutekommt. Zudem sind Bananen spezielle Pflanzen, allen voran die zum rohen Verzehr und Export geeignete Dessertbanane (Musa × paradisiaca). Die süßen Früchte von Dessertbananen sind zwar groß, jedoch steril. Es sind keine Samen mehr in den Früchten vorhanden aus denen neue Bananenpflanzen entstehen könnten. Um die Bananen zu vermehren muss man daher auf vegetative Mechanismen zurückgreifen und mit Ablegern arbeiten. Die sexuelle Vermehrung und das Kreuzen von verschiedenen Sorten ist kompliziert. Um Dessertbananen weiter zu entwickeln bedarf es deswegen häufig anderer Methoden als Kreuzung und Selektion. Bananensorten entstehen zum Beispiel durch Mutagenese mit chemischen Mitteln, Zellkulturen oder Hybriden. Innerhalb einer Bananensorte gibt es deswegen sehr wenig genetische Diversität und auch global betrachtet ist es recht einheitlich. Dieser Trend verstärkte sich in den letzten Jahrzehnten.

Blick in die Vergangenheit

Kaufte man vor 1950 eine Banane im Supermarkt, so war sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von der Sorte „Gros Michel“. Als 1980 der Pilz Tropical Race 1 sich dramatisch ausbreitet hatte und die Bananenexportsorte „Gros Michel“ befiel dachte man das Ende der Banane wäre gekommen. Zum Glück gab es damals eine andere Bananensorte, die sich auch für den Export eignete und resistent gegenüber dem Pilz war. Die weltweite Bananenproduktion für den globalen Markt wechselte somit zur resistenten Sorte „Cavendish“. In 2019 gehört über 40 Prozent des weltweiten Anbaus und fast alle exportierten Bananen der Sorte „Cavendish“ an. Schon beim ersten Auftritt von Tropical Race 1 wurden nachhaltige Lösungen gesucht und diskutiert. Umgesetzt wurden wenige und so steht die Bananenproduktion heute wieder vor demselben Problem.

Die Suche nach der resistenten Sorte

In der letzten globalen Bananenkriese durch den Pilz TR1 war die Entdeckung der resistenten Sorte „Cavendish“ eine schnelle und recht einfache Lösung gegen den Pilz. In der heutigen Bananenkrise fehlt bisher die erlösende resistente Bananensorte, die gleichzeitig die hohen Anforderungen des Welthandels erfüllt, wie hohe Erträge, gute Lagerfähigkeit und ein süßer Geschmack. Einige Bananen und ihre Wildformen erfüllen diese Voraussetzungen nicht, scheinen aber nicht von dem Pilz befallen zu werden.
Das Wissen über bestehende Resistenzen haben Wissenschaftler*innen genutzt um eine gentechnisch veränderte Banane zu entwickeln, von der – einer Studie zufolge – zwei Linien resistent gegen den neuen Pilz TR4 sind. Es wird auf eine Vermarktung ab 2023 gehofft. Diese, wie es scheint schnelle Lösung löst jedoch das Problem der Anfälligkeit von Dessertbananen nicht. Es gibt auch viele Forschungsprojekte, die an der Suche nach resistenten Bananen ohne gentechnische Methoden arbeiten. In Taiwan wurde eine Banane, GCTCV-218 durch Gewebekulturen entwickelt die toleranter gegenüber dem Pilz ist als viele andere Sorten. Aber auch die Firmen VITROPIC und CIRAD haben ohne gentechnische Verfahren erfolgsversprechende Bananen erzeugt.(3)

Biologische Strategie

Momentan gibt es keine Resistente Sorte die marktreif ist und so greifen viele Produzent*innen auf andere Methoden zurück. Zum Glück gibt es davon einige. In der von Giovanni Bubici und anderen veröffentlichten Studie in 2019 beschreiben sie viele Ansätze von biologischen Bekämpfungsmitteln gegen den Pilz TR4. Eine Erhöhung des Humusgehaltes, diverses mikrobiologisches Leben im Boden sowie Zusätze von speziellen Bakterien oder Mykorrhizapilzen sind einige Ansatzpunkte. Biologische Bekämpfungsmittel können Teil einer weiter gefassten und langfristigen Lösungsstrategie sein. Ein diverserer, kleinteiligerer Anbau und die Kultivierung verschiedener Bananensorten auf den Plantagen und weltweit würden eine höhere genetische Diversität fördern. Die Wahrscheinlichkeit, der Ausbreitung von Schädlingen würde dadurch sinken und die von resistenten Sorten erhöht werden. Denn der Blick in die Vergangenheit zeigt sehr eindrücklich, dass eine resistente Sorte immer nur eine zeitlich begrenzte Lösung für die Probleme ist, die in der intensiven Landwirtschaft entstehen.

Fußnoten:

1)    Siehe zum Beispiel Tageschau (13.08.19) www.kurzlink.de/Banane1 oder www.tagesschau.de und Spiegel (13.08.19) www.kurzlink.de/Banane2 oder www.spiegel.de
2)    Ausführliche Informationen zum Pilz unter www.fusariumwilt.org
3)    Mehr Informationen zur konventionellen Zucht und Lösungsansätzen unter www.kurzlink.de/Banane3 oder www.fruitrop.com

24. Oktober 2019

Judith Düesberg ist Ökologin und Mitarbeiterin des GeN.

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