Nur scheinbar Abseitiges...


Dass Medien oft gar nicht über reale Abläufe berichten, sondern den Rapport in wesentlichen Zügen schon vorher in der Tasche haben, bekamen wir neulich wieder einmal bei der Bundestags-Anhörung zum Gendiagnostik-Gesetz zu spüren. Hocherfreut hatten wir das gesittete parlamentarische Frage-und-Antwort-Spiel verlassen: Denn nicht nur wir, sondern auch der Deutsche Anwaltsverein und ein Familienrechtsexperte hatten das Wort ergriffen, um sich wirklich empört und vehement zu dem Anliegen zu äußern, das auch uns umtrieb: Sie protestierten mit uns gegen im Gesetz vorgesehene Sonderregelungen bei Gentests in der Migrationskontrolle: Der Experte sprach von massiver Diskriminierung; die Anwaltsvertreterin von einem tiefen Eingriff in die durch das Grundgesetz garantierten Rechte auf Privatleben und die Menschenrechte. Klar war uns da schon: Unser Protest auf der Straße - mit einer großen Hand, auf der der Slogan prangte „Finger weg von meiner DNA!“ - würde keinen medialen Widerhall finden. Hoffnungsvoller aber durchforsteten wir Zeitungen und Internet nach Berichten von der Anhörung. Doch alles Suchen war vergebens: Die etablierten Medien griffen nur Aspekte des Gesetzes auf, die schon vorher in den eben diesen Medien zirkuliert und somit als relevant markiert waren - und schwiegen zur Diskriminierung von MigrantInnen. Alternative Radios dagegen sendeten Berichte - und eine linke Wochenzeitung griff das Thema auf. Wenig erstaunliches Fazit - alternative Medien bleiben auf sich selbst gestellt und sind unverzichtbar! In diesem Sinne wünschen wir eine spannende Lektüre über nur scheinbar Abseitiges!

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
192
vom März 2009
Seite 2

GID-Redaktion

zur Artikelübersicht

Nur durch Spenden ermöglicht!

Einige Artikel unserer Zeitschrift sowie unsere Online-Artikel sind sofort für alle kostenlos lesbar. Die intensive Recherche, das Schreiben eigener Artikel und das Redigieren der Artikel externer Autor*innen nehmen viel Zeit in Anspruch. Bitte tragen Sie durch Ihre Spende dazu bei, dass wir unsere vielen digitalen Leser*innen auch in Zukunft aktuell und kritisch über wichtige Entwicklungen im Bereich Biotechnologie informieren können.

Ja, ich spende!  Nein, diesmal nicht